Habe gerade den Beitrag The Importance of being #1 auf Threadwatch entdeckt und den Kopf geschüttelt. Ist wieder so eine Nummer, die den Mathematiker in meiner Seele wach werden und mich meinen Lieblingsleitsatz „Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.“ aus der Ecke kramen läßt.
Die passende Würze bringt mal wieder Jakob Nielsen, seines Zeichens Usability Papst und Weltmeister des Simplifizierens, ins Spiel indem er die zugrunde liegende Studie Accurately Interpreting Clickthrough Data as Implicit Feedback zum Thema eines Beitrages in seiner Kolumne Alertbox macht: The Power of Defaults.
Nicht der ganze Artikel, aber zumindest der Teil, der Bezug auf die Studie nimmt, ist mal wieder reichlich unkritisch im Umgang mit dem Zahlenmaterial.
They found that 42% of users clicked the top search hit, and 8% of users clicked the second hit.
So far, no news. Sagt zumindest der Chef. Nun, mich hauen diese Zahlen dann doch eher um. Ich habe hier nirgends eine Studie parat, habe aber im Laufe der letzten Jahre dennoch die eine oder andere Ranking Studie gelesen oder gestreift und kann mich in keinem Fall an einen derart krassen Unterschied zwischen den beiden ersten Plätzen entsinnen. Habe gerade mal geforscht und meine Lieblingsstudie zu dem Thema wiedergefunden, diese wurde schon vor Jahren von SEO-Altmeister Klaus Schallhorn unter dem Titel Suchmaschinenposition und Besucherzahlen veröffentlicht.
Da sind doch wohl Welten zwischen diesen beiden Statistiken. Auch kein Wunder, die Schallhorn Studie ist einfach über alle Suchen einer Suchmaschine gegangen, die obige hingegen basiert auf Usertests im Labor, wo mir zudem die Fragestellungen alles andere als ausgewogen erscheinen. Wenn ich Fragen der Kategorie „Suchen sie nach Ebay“ aufgebe, muss ich mich nicht wundern, dass kein Schwein auf den weiteren Plätzen sucht, wenn der Seitentitel von Ebay.com schon an erster Stelle prangt. Ist etwas übertrieben von mir dargestellt, trifft aber den Kern des Problems recht gut :)
Wenn man einen Blick in die Top-Rankings der gesuchten Keywörter wirft, so stolpert man nämlich auch über ganz andere Keywörter, hinter denen sich auch eine ganz andere Qualität von Such-Motiven verbirgt. Der gemeine Deutsche sucht nämlich neben Ebay, Google oder Yahoo auch nach ganz anderen Dingen wie z.B. Stellenangebote, Grusskarten oder Reisen. Macht es da Sinn schon nach dem ersten oder zweiten Ergebnis mit der Suche aufzuhören? Bei Stellenangeboten schon, mag der eine oder andere Zyniker in den Raum werfen, denn wer braucht schon mehr als einen Job ;-)
Von einigen der wahren Lieblings-Suchbegriffe in Suchmaschinen ganz zu schweigen, denn die werden auch von vielen Suchmaschinen verschwiegen, obwohl sie in den Top-Positionen der Keyword-Rankings eigentlich ganz weit oben auftauchen müssten. Das wären dann so Begriffe wie Porno, Sex und Bilder. Wenn jetzt also jemand in Google nach „porno bilder“ sucht, wer glaubt denn allen Ernstes, dass Der- oder Diejenige schon nach ein oder zwei Klicks von der Suche ermüdet ist.
Bevor ich ganz abdrifte schließe ich besser den Beitrag. Es wären zwar noch ein paar Dinge diskussionswürdig, aber es sind schon genug der Worte in diesen Artikel geflossen und der Tag war lang. Und ob’s jemand interessiert …
Auch hier gerne nochmal meine Bügeleisen-Story, also ich behaupte mal das kann man nicht im geringsten verallgemeinern geschweige denn in Prozentzahlen ausdrücken, sucht jemand z.B. ein Bügeleisen und findet von Platz 1 – 20 jeweil nur das Super Dampfbügeleisen bei Otto, will dieses aber partout nicht haben, so bin ich mit meinem Bügeleisen auf Platz 21 immer noch sehr gut im Rennen wenn mein Bügeleisen das gesuchte ist. :-)
Klar, bieten zwei Seiten das gleiche und vor allem auch das gesuchte, bin ich natürlich mit meiner Platz 2 Position der klare Verlierer, denn wenn das ultimative Power Bügeleisen auf Platz 1 gefunden wird und dann auch noch zum Super Preis, dann schaut wohl kaum einer noch auf Platz 2 … aber wann ist das schon so …
Naja, der wirklich interessante Punkt an der Studie war aus meiner Sicht das erst 42% auf das erste Ergebnis und 8 % auf das zweite Ergebnis geklickt hat. Nachdem man diese ausgetauscht hat haben immer noch 34% auf das erste Ergebnis und nur 12% auf das zweite Ergebnis geklickt. Das zeigt mir dann doch das die Suchenden erstmal sehr auf den ersten Platz fixiert sind.
Naja, ich schaue mir meistens den Text einer Seite an, und entscheide dann, ob sie brauchbar ist. Alle brauchbaren Seiten unter den ersten 10 Ergebnissen öffne ich in Tabs und schaue sie mir dann an…