bin ich bestechlich?

Der eine fühlt sich seinem Blog verpflichtet und verzichtet bewusst auf dessen Monetarisierung, dem anderen ist das scheissegal und er macht Geld mit allem was ihm in die Finger kommt.

Bislang habe ich mich selber immer für unbestechlich gehalten. Das hat sich mit Robert Basics Beitrag zum Preis einer Blogger-Seele nicht geändert. Ich habe es mir sogar verkniffen, an der Abstimmung teilzunehmen. Eine bemerkenswerte Abstimmung, mit einem noch viel bemerkenswerteren Ergebnis – 91% der Blogger sind bestechlich.

Robert ist ein echtes Schlitzohr, er weiss wie man Blogger zum Diskutieren bringt. 80 Kommentare und Trackbacks zum ersten Artikel und ähnliche Resonanz auf den Folgeartikel. Schon amüsant, wie herzerfrischend wir Blogger auf Roberts „unmoralisches Angebot“ abfahren. Aber natürlich manipuliert Robert uns geschickt. Viel tiefer kann man die Messlatte kaum legen. Das Szenario ist so gewählt, dass man den Job am liebsten gleich umsonst machen würde ;-)

Frei nach dem Motto: Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast“, ist hier alles fraglich. Ich frage mich, wie die Antworten ausgefallen wären, wenn die Firma weniger sympathisch dargestellt worden wäre. Oder inwiefern die Zahlen als repräsentativ zu erachten sind. Die Teilnehmerzahl ist mit 308 nicht sonderlich hoch und die bloggenden Teilnehmer sind wahrscheinlich fast alles Basic Thinking Leser. Und wer weiss schon, wie diese Klientel tickt?

Und dennoch ist das Ergebnis interessant und sind die Diskussionen lesenswert. Genau so lockt man die Leser aus der Reserve. Im Leben ist nicht immer alles schwarz und weiss, kann sich nicht jeder den Luxus erlauben auf Geld zu verzichten und kann man nicht einfach allen Aussagen von Firmen vertrauen. Keine so einfache Entscheidung. Und wenn man länger darüber nachdenkt, so fühlt man sich mit der Zeit immer bestechlicher.

Was soll man von einem Blogger halten, der Bücher reviewt und gleich noch den Amazon-Button daneben legt, der Textlinks vermietet oder AdSense schaltet, der einen Artikel schreibt, weil er sich dadurch mehr Besucher für seine PopUp-Layer verspricht oder der mit dem Artikel einem Freund einen Gefallen tut? Die Grenzen sind fließend und darum frage ich mich: Sind wir nicht alle ein bisschen bestechlich ;-)

7 Gedanken zu „bin ich bestechlich?“

  1. Ich denke folgendes:
    Blogs sind ja eben deswegen so beliebt bei der Endverbraucher-Meinungsbildung, weil es (bislang) eben überweigend keine kommerziellen Texte sind, sondern Ansichten und Praxiserfahrungen von privaten Anwendern, Verbrauchern, Testern, Stammtisch-Fachleuten, usw.

    Wenn sich das „bezahlte Empfehlen“ durchsetzt (und das wird es) und sich das erst einmal rumgesprochen hat (außerdem werden viele Blogger sich dabei so ungeschickt anstellen, dass es ohnehin auffliegen wird), dann geht der Effekt nach und nach verloren. Menschen mögen langsam sein, aber im Allgemeinen nicht blöd. Für eine kurze bis mittlere Zeit wird es den Effekt geben und einige werden ihn auch für sich profitabel nutzen können.
    Und dann ist es wieder vorbei, eine dieser typischen IT- und Medienblasen, wie wir sie bereits zu genüge aus den 90ern kennen.

    Frei nach dem Motto:
    Früher konnte man bei eBay tatsächlich noch ein Schnäppchen machen.

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  2. Geld gegen Empfehlung gibt es doch außerhalb des Internets schon lange, nennt sich Werbeprämien.

    Kunden werden Kunden. Dafür dass man seinem Nachbarn ein Zeitungsabo oder ein Konto aufschwatzt gibts dann ein ganz tolles Werbepräsent, oder wie bei der Diba auch schon mal €20 in Bar.

    Den lohnenswertesten Effekt hierzu hab ich in einem lokalen Fitnessstudio erlebt: dort wurde der eigene Monatsbeitrag für jedes Mitglied das man geworben hat um €5 reduziert, solange bis dieses Mitglied wieder austrat.

    Wären die Schlau gewesen hätten sie sogar Geld ausbezahlt für geworbene Mitglieder, dann wären einige Leute vielleicht sogar Mitglied geworden nur um Mitglieder zu werden und damit Geld zu verdienen.

    Richtig interessant wird es wenns um Versicherungen geht: da kann man zB als Student schon richtig Geld verdienen wenn man die Jahrgangsinterne Telefonliste an einen findigen Versicherungsmensch gibt, und am besten noch für diesen den Erstkontakt herstellt.

    Warum sollte das im Internet anders sein als im restlichen Leben?

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  3. Gegen Werbung am Rande eines Blogs habe ich nichts einzuwenden, auch nicht gegen bezahlte Artikel, wenn dies auch in selbigem zur Sprache kommt.
    Was nicht in Ordnung ist, ist eine persönliche Meinung vorzugeben die in Wirklichkeit, eine Meinung des Geldes ist.

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  4. Frank Schlämmer (alias Hape Kerkeling) hat´s ja vorgemacht. Er lässt sich seinen „Führerschein“ von VW bezahlen und gibt es ganz offen zu. Und die Leser juckt es überhaupt nicht….

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  5. Pingback: Geld verdienen mit seinem Blog ?
  6. Wie ich schon gesagt habe, dieser Statistik glaube ich nicht, weil ich sie nicht selber gefälscht habe.

    Auch ich verkaufe Links und stehe für Trigami Beiträge zur Verfügung. Doch warum? Weil ein Vserver nunmal Geld kostet und die Domain auch noch etwas (obwohl nich gerade hammerviel). Als Lehrling freut man sich dann ein bisschen wenn man durch ein Hobby auch noch zusätzliche Pfennige einnimmt. Doch das Geld darf nicht den Inhalt bestimmen (weil Krebsanzeigen mehr Geld einbringen, mehr über Krebs berichten…) sondern sollte einfach als angenehmer Nebeneffekt da sein.

    My 2 cents.

    Mfg Ricardo

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