Teure Bockwurst

Alles hat ein Ende, nur die Abmahnerei von Marions Kochbuch anscheinend nicht. Nach dem Lock-Brötchen kommt jetzt die Lockwurst auf den Abmahn-Teller. Caschy hat wegen einem alten Bockwurst-Bild eine Abmahnung kassiert.

An der Frittenstube um die Ecke kostet eine Bockwurst 1-2 Euro, mit Brötchen vielleicht noch mal 50 Cent mehr. Bei Marions Kochstudio hingegen darf man für das heisse Würstchen schlappe 699,40 € berappen. Ein stolzer Preis für ein schlichtes Essen.

Genau wie bei der Google Bildersuche nach Brötchen dominiert auch Marions Bockwurst die Suchergebnisse. Jeweils die ersten beiden Plätze werden von Folkert Kniepers hochwertigen kulinarischen und künstlerisch unglaublich wertvollen genialen Hochglanz-Fotografien eingenommen.

Dort, am Anfang der Bilder-SERPs, sitzen sie auf der Lauer und warten auf ihre Opfer. Brötchen und Bockwürstchen, geschickt garniert auf Googles Präsentierteller, fortwährend auf der Suche nach jenen leichtsinnigen Zeitgenossen, die noch keine Warnung vor Marions Kochbuch erhalten haben.

Formal mag Herr Knieper im Recht sein, aber moralisch riecht es in Marions Abmahnstube ziemlich angebrannt. Und irgendwie passen auch die Relationen nicht. Selbst wenn für ein Foto eine Dose Bockwürste gekauft werden müsste, Fahrtkosten anfallen würden, eine Digitalkamera angeschafft würde und ein Fotostudio für 4 Stunden angemietet werden müsste, selbst dann hätte ich grosse Schwierigkeiten auch nur in die Nähe der gemachten Forderungen zu kommen. Die Differenz kann ich mir nur so erklären, dass die künstlerische Komponente der fotografischen Machwerke sehr hoch sein muss. Das muss wohl Kunst sein.

Die Kunst, Fotos zu machen, die Kunst, Bilder für Google zu optimieren, die Kunst, Bilderdiebe ausfindig zu machen, die Kunst, etwas künstlerisch wertloses als Kunst zu verkaufen, die Kunst, Abzumahnen, die Kunst, Geld vor Moral zu stellen.

20 Gedanken zu „Teure Bockwurst“

  1. Ich finde das Abkassieren auch nicht so toll, aber es gibt so viele frei zugängliches, kostenfreies Bildmaterial, fast jeder hat einen Fotoapparat und kann eigene Bilder machen, da ist man doch nicht auf Herrn K. angewiesen, dessen Bilder auch nicht so herausragend sind, dass sie jeden Post besonders zieren würden.

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  2. Pingback: Abmahnwelle fuer die wurscht ..... « mon petit web - chindogu
  3. Ja nun. So vereinfacht kann man das wirklich nicht bewerten. Die Bockwurst alleine macht noch lange kein (gutes) Foto. Bis ein Fotostudio mit Kamera, Studioblitz, Aufnahmetisch, Stativ und ggf. auch noch verschiedenen Hintergründen beisammen hast, investierst du schon einige Tausend Euros.

    Andererseits mache ich Produktfotos für Onlineshops am laufenden Band und berechne dafür nur meinen ganz normalen Stundensatz. Wenn es nicht ganz komplizierte Produkte sind, die für jede Aufnahme eine komplett neue Einstellung benötigen, dann kostet das dem Auftraggeber 3-5 Euro pro Bild (inklusive Verschlagwortung). Jetzt frage ich mich schon, warum es Leute gibt, die lieber das Risiko eingehen, beim Klauen erwischt zu werden, als eigene Fotos zu produzieren oder produzieren zu lassen. Am Ende kommt’s ja doch heraus.

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  4. @Fiona – ich frag mich wie man diesen Abmahnschwachsinn noch in Schutz nehmen kann. Außerdem „KLAUEN“ ist das ja wohl nicht. Ihr Fotografen denkt immer blos weil jemand euer doofes Foto kopiert dass eure euch Ehre geraubt wird. Klauen ist bis jetzt immer noch eine Handlung wo jemand jemandem anderes etwas wegnimmt – der Geschädigte hat dann den Gegenstand nicht mehr. In der Digitalen Welt ist das nun mal anders – warum kapiert das keiner – da sind unendlich viele 1:1 Kopien verlustlos möglich.
    Auch in der Fotocomunity haben die Fotografen so nen Treffer und meinen, dass blos weil jemand ein Bild von ihnen auf die Webseite/Blog stellt, geht die Welt unter. Jeder Fotograf sollte froh sein wenn seine Fotos kopiert werden – das ist ein Indiz dafür das die Fotos gut sind. Ach was reg ich mich wieder auf.

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  5. Ich frage mich, wie der Artikel ausgefallen wäre, wenn es nicht um Bilder ginge, sondern um die Texte dieses Blogs hier. Da müsste sich Gerald doch geschmeichelt fühlen? Da könnte er doch nie was dagegen haben, schließlich würde ihm ja nichts weggenommen, er hat ja seine Texte danach immer noch.

    Aber jetzt mal ganz ernsthaft: Ich betreibe ein Firmenblog und brauche darauf Content und die Texte hier würden passen. Damit mir aber nicht doch eine Abmahnung ins Haus schneit (schließlich wäre Gerald rein juristisch ja dazu berechtigt, wenn es auch nicht moralisch) frage ich doch mal lieber nach. Also Gerald: darf ich deine Texte bei mir ohne Angabe der Quelle und unter meinem Namen einbinden? Würde mir sehr weiterhelfen und Diebstahl wäre es ja nicht, wie Olli so treffend ausführt.

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  6. @peter – was meinst du, wie oft hier nicht nur eine seite, sondern gleich der ganze feed entwendet wurde? und selbst wenn ich das nicht lustig finde, da so etwas aufgrund doppelten contents sogar meine suchmaschinenlistungen schädigen könnte, habe ich noch nie jemanden deswegen mehr getan als ihn vielleicht mal per mail oder kommentar drauf hinzuweisen.

    es geht in diesem fall aber darum, dass jemand gleich volles rohr losschiesst. es geht mir um die verhältnismässigkeit. nicht ob geklaut wurde oder nicht. es wurde geklaut, das war nicht korrekt – aber bei nem brötchen oder einer bockwurst ist das für mich eher ne bagatelle.

    der vergleich hinkt folglich. ich würde dich anschreiben, ich käme nicht gleich mit der abmahnkeule daher. ich bin da mensch und kein abmahngeier.

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  7. @Gerald: Das Wort „Verhältnismäßigkeit“ ist sicher ein guter Ansatzpunkt. Viele Abmahnungen sind einfach nicht verhältnismäßig. Eine eMail oder eine Anruf als ersten Schritt wären auch okay.
    Reagiert dann der Betreffende nicht, kann man immer noch abmahnen. Die Höhe der Abmahnung ist dann auch noch ein andere Frage.

    Aber heute wird ja wegen allem möglichem abgemahnt und ich finde, dass „Bilder-Klau“ noch einer der Gründe ist, die man aktiv am besten vermeiden kann. Es gibt viele gute und kostenlose (oder kostengünstige) Bildergalerien. Da muss man nicht einfach etwas von jemand anderem „borgen“.

    Wer etwas über das Netz verkaufen möchten (ob nun Produkte oder Infos), der sollte auch etwas Arbeit investieren. Und sei es nur das Durchsuchen einer lizenzfreien Bildergalerie.

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  8. Hi! Das sind so die Plagen und Gefahren die Veröffentlichungen mit sich bringen können. Diese auch aus meiner Sicht lawinenartige Abmahnwelle verleidet vielen das Internetgeschäft. Da ist schon mal der kleine Ebay-Shop Inhaber in seiner Existenz bedroht, bzw. es tut weh wenn da ein Bescheid in teilweise unangemessener Weise vorliegt.
    Das Beispiel eines Adapers aus dem MM – Laden für 1,50€ brachte bei Urheberrechtsverletzung 1500€ Mahngebür.
    Beispiele aus dem Domaingeschäft gibt es auch. Hier gehen laut Medienberichten Abmahnvereine gegen solche Fehltritte vor. Hoffentlich schreitet der Gesetzgeber ein bzw. setzt Brüssel einen vernünftigen Standard! Das sage ich, der sich einen Begriff hat schützen lassen! Gruß

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  9. „habe ich noch nie jemanden deswegen mehr getan als ihn vielleicht mal per mail oder kommentar drauf hinzuweisen“

    vermutlich wurdest du auch noch nie geleimt.
    bis vor wenigen wochen habe ich das eigentlich ähnlich gehandhabt.
    bis, ja bis ich an einem bauernschlauen textdieb gekommen bin.
    nach der mail hat er den text so umgestellt das eine abmahnung, sagen wir riskant geworden wäre.
    ergo: nie wieder eine freundliche mail, lieber gleich die grosse keule!
    wobei man natürlich etwas schauen muß gegen wem das geht.
    irgend ein kidy der sich einfach nichts denkt und nur eine private seite hat oder sein taschengeld etwas aufbessern will sollte man aus meiner sicht komplett anders behandeln als einen professionellen webseitenbetreiber mit gewinnabsichten.

    gruß
    michael

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  10. Meiner Meinug nach ist Textumstellung gefährlich. Besser ist es da sich professionelle Texte zu holen, bzw. texten zu lassen(kostet nicht soviel)Abmajnung ist teuerer. Noch besser man entwickelt eigene Ideen?…………….

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  11. Ich stelle selbst fest, dass im Internet nicht mehr ganz so viel „geborgt“ wird wie vor ein paar Jahren noch — dennoch: die Abmahnerei nimmt wirklich ungeahnte Ausmaße an.

    Sitzen da tatsächlich einige Anwälte und durchforsten bestimmte Webseiten nach Fehlern, weil diese Ihre Einnahmen aufbessern wollen?

    Oder unliebsame Konkurrenten: werden deren Webseiten durchforstet, um denen das Leben schwerer zu machen?

    Man bemerke: ich formuliere hier schon im Konditional um dem Blogbetreiber keine Abmahnung beizubringen!!

    Die Festsetzung der Gegenstandswerte solcher Abmahnungen ist meistens jenseits von Gut und Böse — und wie auch in diesem Fall an den Haaren herbeigezogen.

    Das ganze Abmahnwesen ist ziemlich einmalig für Europa — so wie wir es handhaben.

    Zeit für die Politik endlich einmal was zu tun.

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  12. Man sollte sich wirklich genau vorher überlegen, ob sich das „Ausborgen“ von Bildern oder Dateien so sehr lohnt, meist gibt es danach eine Menge Ärger.

    Die Problematik dürfte ja nun Dank der Medien länger bekannt sein.

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