Im Vorfeld der SES Hamburg gab es schon eine ganze Reihe von Interviews. Auch ich möchte mich an dieser Interview Reihe beteiligen und habe mir dazu als Interviewpartner Herbert Hartung ausgesucht. Viel Spass beim Lesen!
Gerald: Hallo Herbert, wir zwei kennen uns ja jetzt schon ein paar Tage, viele Leser hier aber wahrscheinlich noch nicht. Erzähl uns doch mal mit ein paar Worten etwas zu deiner Person und natürlich auch zu deiner Firma.
Herbert: Dies wird ne längere Story. Ich komme aus der Theologie und habe nach sieben Jahren bei der Kirche für mich keine Perspektive mehr in diesem Bereich gesehen. Aus meinem Hobby Webdesign entstand dann zusammen mit einem Freund die isa-media GmbH. Durch den Standort im Einzugsgebiet von drei Uni Städten war es nicht leicht Agenturpreise auf dem Markt durchzusetzen, denn oft standen wir als Agentur zu Studenten in Konkurrenz. Dadurch wurde die Frage nach Spezialisierung wesentlich für unser Unternehmen. Suchmaschinenoptimierung haben wir letztlich 2001 bei einigen Kunden versucht, damals war Fireball ein Thema, und in der Bewertung festgestellt, dass der Einsatz für Top Platzierungen lediglich 3 Stunden Lesen war, um das nötige Knowhow aufzubauen. Damit entschieden wir uns gegen Dienstleistungen im SEO Bereich. Das schien zu einfach, nicht als Geschäftsmodell tragfähig. Etwa 9 Monate später bat uns ein Kunde doch nochmal SEO für ihn zu machen und zwar für Google. Wir merkten schnell, dass die alten Methoden nicht mehr funktionierten und unser Interesse wurde dadurch erst richtig geweckt. Es folgten zahlreiche Testprojekte, Datenauswertung, Varianten der Testprojekte,… bis wir eine Vorstellung über die wesentlichen SEO Elemente und deren Kombination hatten. In der Auswertung entstand dann die Entscheidung SEO als Service in unserer Firma zu integrieren, denn nun war SEO für uns ein Arbeitsfeld, was nicht einfach von jemanden ohne Erfahrung und gute Tools machbar war. Was mich selbst dabei faszinierte war der Punkt, dass im Kern die Theologie mir den Zugang zu den Erfolgen brachte. Wir haben die Methoden der Exegese aus der Theologie auf die SEO übertragen. Hier liegt auch der Grund, warum ich Änderungen bei Google zu mehr Relevanz von Semantik gelassen erwarte, denn auch hier haben wir durch die Methoden der Theologie gute SEO Analyse Methoden.
Gerald: Holla, das ist ja mal ein außergewöhnlicher Lebenslauf und eine interessante Kombination – Theologie und SEO ;-) Vielleicht erzählst du uns in Zukunft mal mehr zu dieser Form der Seologie. Doch kommen wir zur nächsten Frage: Du scheinst nicht unbedingt ein Fan davon zu sein, dich ins Ranpenlicht der SEO-Welt zu stellen? Sehe ich das richtig?
Herbert: Damit hast Du recht. In meiner kirchlichen Arbeit stand ich immer im Rampenlicht und es ist neben der Frage nach dem Typ natürlich eine Marketing Frage. Ich habe bisher auf das Empfehlungsmarketing gesetzt und wollte nicht so direkt in der Öffentlichkeit stehen wie manche Mitbewerber. Öffentlichkeit kann für einen SEO selbst wenn er einen Code of conduct wie unseren besitzt auch nach hinten losgehen. Im letzten Jahr fiel dann die Entscheidung auch mal eine Webseite zu machen und Anfragen zu Vorträgen auch anzunehmen bzw. die Öffentlichkeit zu suchen. Einer unserer Kunden kommentierte dies auch mit: „Schade, als Geheimtipp hatte Ihre Firma auch einen gewissen Charme“. Ich schau mir diesen Weg jetzt erstmal zwei Jahre an und werde dann unsere Aktivitäten neu bewerten.
Gerald: Bei der SES Hamburg habe ich den Namen Herbert Hartung gleich mehrfach auf der Agenda gefunden. Wenn ich mich recht entsinne, ist es dein erster Auftritt dieser Art. Wie kam es dazu und können wir jetzt zukünftig öfters mit dir auf Marketing Veranstaltungen rechnen?
Herbert: Ja, neben der Session zu suchmaschinenfreundlichem Webdesign moderiere ich noch zwei weitere Sessions. Ich habe viel aus der Community lernen können und hoffe, ihr auch etwas aus unseren Erfahrungen geben zu können. Daneben steht natürlich auch der Marketing Aspekt, aber für mich wesentlicher ist die SEO Community. Da ich weiß, wie wichtig der Austausch für SEOs ist um auf neue Ansätze zu kommen, werde ich auf solchen Konferenzen mit Sicherheit auch in Zukunft präsent sein.
Gerald: Erzähl doch mal was zu deinen SES-Auftritten. Worum geht es da und für wen könnte das interessant sein?
Herbert: Die inhaltliche Session finde ich spannend, da trotz umfangreichen Informationen im Web zu Webdesign und SEO noch viele Website-Betreiber grundlegende Fehler in Ihre Site integrieren. Manchmal übersehen sie die Relevanz von Site-Strukturen und wie kleine Fehler bei großen Sites zu einem negativen Impact im Ranking führen können. Da mir auch die Inhalte der anderen Referenten vorliegen, kann ich jetzt schon sagen, dass auch erfahrene SEOs etwas lernen können, wie zum Beispiel beim Thema Information Architecture. Die anderen Sessions (Linkbuilding) haben durch die Anpassungen von Google aus letztem Jahr an Brisanz gewonnen und es gibt aus meiner Perspektive noch wenige Lösungen zu diesen Problematiken, die für industrielles SEO einsetzbar sind.
Gerald: Herbert, du bekommst ja in deinem Business ziemlich viel mit, was Linkbuilding und ähnliche Dinge angeht. Wie siehst du denn auf dem Gebiet die Entwicklung? Welchen Strategien gehört die Zukunft?
Herbert: Als Google in den Markt eintrat, war deren USP die Bewertung von Verlinkungen – und dies hat sich bis heute nicht geändert. Es entstanden immer mehr SEO Dienstleister mit einem Bedarf an Verlinkungen für ihre Kunden und folglich Marktplätze. Es war nur eine Frage der Zeit bis Google gegen diese „Manipulation“ aktiv werden würde. Durch die Struktur der Verlinkungen, die durch SEOs generiert wurden war es auch recht einfach für Google diese zu ermitteln. Ein Link neben dem anderen im Footer einer Website und oft nicht zu den Inhalten der Seite passend… viel leichter hätte man es nicht für Google machen können. Immer wenn etwas Mainstream wird, dann ist es für professionelles SEO eigentlich tot. Ich sehe die Zukunft in SMO und in Verlinkungen die natürlich aussehen. Zum Beispiel bittet man seine Kunden um Customer Quotes, versucht Kunden zu Pressearbeit zu bewegen und Pressemeldungen zu veröffentlichen. Auch Widgets stellen eine Menge Potential bereit, was man in der SEO ausnutzen kann. Generell denke ich muss man mit jedem Kunden individuelle Lösungen je nach Ausrichtung und Produkte finden, um dann ein Konzept zur Generierung von Verlinkungen zu erarbeiten. Und noch ein Tipp: Nie nur eine Methode im Linkbuilding fahren, sondern mehrere Methoden gleichzeitig nutzen.
Gerald: Wenn es so was wie ein Vorbild für dich gibt im SEO Umfeld, wen oder was würdest du da nennen wollen? Person, Firma, Blog?
Herbert: Puh! Dies ist schwierig zu sagen, denn viele Blogs stellen aus meiner Sicht nur eine Zusammenfassung und Übersetzung von bekannten englischen Blogs dar. Als Ausnahmen sehe ich die Blogs von Sistrix, Uwe Tippmann, und deinen Blog. Auch die Blogs von Joost de Valk, Dave Naylor und Search Engine Land lese ich oft und gerne. Richtige Vorbilder kann ich keine nennen, aber es gibt einige SEOs, die ich als Person und von Ihrer Kompetenz her sehr schätze.
Gerald: In Interviews ist die richtige Wahl der Fragen eine Kunst für sich und man hat oft das Gefühl, eine wichtige Frage nicht gestellt zu haben. Hättest du vielleicht eine Frage, zu der du schon immer mal gerne befragt worden wärest?
Herbert: Ja ;-), zum Beispiel:
- Wie geht man mit Kunden um, deren zur SEO in Abhängigkeit stehende Firmenstruktur nicht zum SEO passt?
- Wieviel Know how transferiert man zum Kunden, bis der Punkt erreicht ist, dass es die Arbeit eher behindert als hilfreich ist?
- Wo sind die ethischen Grenzen im SEO und im Umgang mit den Zielen der Kunden?
Gerald: Ah, sehr nett. Das sind ja echte seologische Glaubensfragen. Ich hoffe wir können diese Fragen in einem zukünftigem Interview irgendwann mal aufgreifen und dann natürlich auch passende Antworten liefern. Auf jeden Fall schon mal vielen Dank dafür, dass du die Zeit aufgebracht hast, mir meine Fragen so ausführlich zu beantworten. Und viel Erfolg für deine Auftritte auf der SES Hamburg. In genau einer Woche geht es ja schon rund :)
Ich bin gespannt was Hamburg so bringt :-) – Frage drei finde ich spannend, vielleicht können wir da mal drüber quatschen. Du bist doch auch in Hamburg, oder Gerald?
Wunderbar gemacht…
Weiter so Gerald
Sehr interessanter Beitrag / Interview. Danke Gerald…
Was mich dazu bewogen hat, diesen Artikel zur Gänze zu lesen, kommt leider gar nicht zur Sprache: wie kommt Herbert Hartung dazu, irgend etwas aus der Theologie (= die „Lehre von Gott“) für SEO umnutzen zu können?
Es scheint den Fragenden nicht wirklich zu interessieren! Obwohl doch ein Anknüpfungspunkt nahe läge: der gefühlte „Machtzuwachs“ durch SEO – ist DAS die Verbindung? Glaub ich nicht wirklich, wer einiges Lebensengagement in Theologie investiert hat, ist motivatorisch sicher nicht so schlicht gestrickt.