SEO Grammatik – der fünfte Fall

Einige von Euch werden sich vielleicht noch an den Beitrag vom SEO und dem Genitiv erinnern, ein Meisterwerk der Seomantik, welches zur Keimzelle einer neuen Gattung von SEO-Literatur wurde und das mit diesem Beitrag seine Fortsetzung finden soll.

Die deutsche Sprache kennt vier Fälle (Kasus) – den Nominativ, den Genitiv, den Dativ und den Akkusativ. Diese Fälle gehören zu den grammatikalischen Grundlagen unserer Sprache und haben schon Generationen von Schülern in den Wahnsinn getrieben. Doch es gibt Hoffnung. Die Erweiterung der deutschen Grammatik um einen neuen Fall soll für Abhilfe sorgen.

Kasus Simplizissimus oder der Primitiv

Die neue deutsche Grammatik kennt folgende fünf Fälle:

  1. Nominativ – der Wer-oder-was Fall
  2. Genitiv – der Wes(sen) Fall
  3. Dativ – der Wem Fall
  4. Akkusativ – der Wen-oder-was Fall
  5. Primitiv – der SEO Fall

Die ersten vier Fälle dürften den Lesern geläufig sein, der fünfte Fall ist jedoch der Kasus Knacksus dieses Beitrages. Es handelt sich um den ersten überhaupt jemals aufgestellten SEO-Fall – den sogenannten Primitiv, auf lateinisch auch Kasus Simplizissimus genannt. Der Primitiv führt zu einer deutlichen Vereinfachung der deutschen Grammatik und dürfte vor allem den jüngeren Lesern und SEOs schon seit längerem bekannt sein.

In gewisser Hinsicht ist der Primtiv ein Über-Fall, gestattet er es doch seinem Benutzer, andere Fälle zu übernehmen und damit quasi aufzuheben. In der Mathematik würde man so etwas eine Substitutionsregel nennen. Wer zum Beispiel einen Genitiv zu Gunsten eines Dativs fallen läßt, um sich so einen seomantischen Vorteil zu verschaffen, der ist nicht doof, weil er zum falschen Fall gegriffen hat, sondern schlau, weil er mit Hilfe des Primitivs den Suchmaschinen ein Schnippchen geschlagen hat. Sollte ein Kunde oder Kritiker in solch einem Fall monieren, die Verwendung des Dativs sei Primitiv und fehlerhaft, so hat er im wahrsten Sinne des Wortes recht, zumindest was den Primitiv angeht, aber unrecht, was die Fehlerhaftigkeit seines Einsatzes anbelangt. Zur weiteren Aufklärung verweise man ihn auf diesen Artikel.

Genau betrachtet ist der Primitiv also gar kein richtiger Fall, eher schon ein Un-Fall, er hat aber den unbestreitbaren Vorteil, dass seine Anwendung eigentlich niemals falsch sein kann. Mit dem Primitiv lassen sich aber nicht nur die verschiedensten grammatischen Fälle substituieren, auch andere grammatikalische Schandflecke können mit seiner Hilfe als seomantisch wertvoll deklariert werden. Ein Beispiel gefällig?

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Aua wird manch ein Leser rufen. Der hier angewandte Primitiv hat schon etwas von einer sprachlichen Vergewaltigung. Doch da Google und Co. wert auf Wortreihenfolge und Abstand legen, bekommen derartige Sprachkonstruktionen einen rankingtechnischen Bonus. Und so lange Google einen Unterschied zwischen einem „Krankenversicherung Vergleich“ und einem „Krankenversicherungsvergleich“ macht, so lange werden SEOs diesen auch bedienen, selbst auf die Gefahr hin, dass die Besucher beim Lesen derartiger Wortergüsse vollends bedient sind. An dieser Stelle könnte sich der Primitiv dann sogar als Rein-Fall erweisen ;-)

16 Gedanken zu „SEO Grammatik – der fünfte Fall“

  1. Schlimm, dass der Primitiv auch immer mehr in den alltäglichen Schriftgebrauch Einzug hält. Hier ist der Primitiv häufig in Gesellschaft mit dem Deppen-Leerzeichen und wird oft angetroffen mit dem Apostroph-S.

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  2. Hallo,

    was wirklich nervt, sind die unzähligen Bindestriche. Selbst bekannte Nachrichten-Seiten schreiben alles immer mit `-´. Bislang ist noch keiner drauf bekommen, dass man rein seo-technisch (lol) schon wieder besser Gazastreifen statt Gaza-Streifen schreiben kann. Blöde Angewohnheit…

    Grüße

    Gretus

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  3. Im Fall der Fälle könnte man ein SEO-Meeting am Rheinfall organisieren & das SEO Fall-Obst in den Fluten versenken, bevor sich der seo-logische Sprach-Durchfall in den allgemeinen Sprachgebrauch verirrt – ich mag Deine treffende Fall-Studie zum Primitiv ohne Verfallsdatum sehr und wünsch Dir bei der Gelegenheit ein happy new year ;-)

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  4. @huggy – schwer zu sagen wie lange das schreiben dauert. hat mich sicher 2-3h gekostet der artikel, auch wegen der vorarbeit, man schweift bei solchen jobs ja auch leicht ab, stolpert über dieses und jenes etc.

    @frank – danke und auch dir einen guten rutsch und ein neues jahr ohne Rein-Fälle ;-)

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  5. Linguistisch gesehen scheint mir das vorgestellte Phänomen gar nicht wie ein fünfter Fall, sondern eher ein Strukturphänomen aus einer Pidgin-Sprache zwischen Deutsch und einer isolierenden (kasusfreien) Sprache wie Englisch, bei der auch die Präpositionen unter den Tisch gefallen sind. Im Sinne von „Computer sind doof“. Allerdings ein sehr guter Ein-Fall.

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