Das Web ist weit, das Web ist schlau

Nachdem der Lappan Verlag vor einigen Tagen gegen einige Seitenbetreiber wegen Heinz Erhardt Textkopien vorgegangen ist, scheint man jetzt wieder zurück zu rudern. Besser ist es. Zur Feier des Tages hier ein erhardtsches Nachtgedicht:

Das Web ist weit, das Web ist schlau,
das Web ist eine Blogger-Schau.

Da kommt ein Anwalt leis‘ daher,
und macht des Bloggers Leben schwer,
verschlingt die Blogs mit Haut und Haar,
das ist zwar traurig, aber wahr.

Das Web ist weit, das Web ist schlau,
das Web ist eine blöde Sau.

Bedauerlicherweise hat der Abmahnwahn aber schon sein erstes Opfer gefunden. Sehr ärgerlich, dass der Abmahnwahn im Web immer noch nicht eingedämmt werden konnte. (Ich weiss, im Lappan Fall wars formell keine Abmahnung, sondern nur eine Schadenersatzforderung, aber im Endeffekt fühlt sich das beim Adressaten auch nicht besser an.)

Leider hinken unser Recht und unsere Politiker dem Web um Lichtjahre hinterher. Echt ärgerlich. Das Einzige was überhaupt funktioniert sind Wellen der Empörung, die den Abmahnern solidarisch entgegen schwappen. So könnte die Reputation des Abmahners und evtl. sogar sein Geschäftsmodell in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein Kaufboykott für Verlagsprodukte würde schnell mehr Kosten verursachen als die Abmahnungen eingespielt hätten. Leider lässt sich dieses Prinzip nicht so einfach verallgemeinern, überbelichtete Brötchen Fotografen kämen in der Regel immer noch ungeschoren davon.

8 Gedanken zu „Das Web ist weit, das Web ist schlau“

  1. Das klingt wieder mal so einfach. In den vergangenen Tagen habe ich 5 Beiträge aus unserem Blog über copyscape gezogen und habe 11 Kopien ohne Quellangabe, geschweige denn Link, teilweise mit eigenem Copyright-Hinweis (was für ein Hohn), vornehmlich auf gewerblichen Webseiten entdeckt.

    Und was glaubst du, was ich mit denen mache?

    Jetzt sag bitte nicht: Anrufen und reden.

    Habe ich nur zu oft gemacht. Eine Entschuldigung gab es nie. Stattdessen Beleidigungen und Vorwürfe.

    Muß ich mir mein Projekt von solchen Arschlöchern kaputt machen lassen? Und muss ich deshalb irgendeine Art von Boykott befürchten?

    Ich glaub, es hackt.

    Und – by the way – ich habe in der Vergangenheit mehrere Urteile mit Schadenersatz durchgesetzt. Und das hat letztlich gut getan. Dennoch ist das alles andere als ein Geschäftsmodell, dafür ist die Scheiße zu arbeitsintensiv und bedarf jedesmal einer vorausgehenden Investition, von der du eigentlich niemals weist, ob du sie wiedersiehst.

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  2. Naja Frank hier muss man aber ganz klar differenzieren. Wenn eine Firma Content klaut und diesen ohne Quellenangabe als eigenen ausgibt, dann würde ich das auch so sehen und da wäre auch eine Abmahnung das richtige Mittel.

    Aber was teilweise abläuft ist unglaublich. Da werden z.b. Bilder hochgeladen in Bildergalerien die lizenzfrei sind, Blogger suchen extra lizenzfreie Bilder, laden diese in Ihren Blog und bekommen dann eine Abmahnung vom Bildinhaber. Sowas ist das allerletzte, und solchen Machenschaften gehört das Handwerk gelegt.

    Oder auch ein Problem habe ich wenn drittte irgendwo Geschäfte mit irgendwas machen wollen. Was glaubst Du wäre eher in Heinz Erhardt seinem Sinne gewesen? Dass seine Zitate auch nach seinem Ableben noch häufig zitiert werden, und diese den Menschen noch immer gefallen. Oder wäre ihm lieber, dass jeder der nur drüber spricht oder auch nur dran denkt, direkt paar tausend Euro Strafe zahlen muss?

    Oder aber, Du hast nen kleinen Textauszug von einer großen Nachrichtenseite zitiert, das deutlich als Zitat gekennzeichnet und auf die Nachrichtenseite per Link verwiesen. Plötzlich kommt ein Dritter an, mahnt Dich auf 9.000 Euro ab und sagt, er habe den Text für die Nachrichtenagentur verfasst.

    Das solche Methoden überhaupt eine rechtliche Grundlage in unserem Land haben, finde ich äußerst verwerflich. Oder andersrum, modernes Raubrittertum.

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  3. @frank, natürlich gibt es legitime fälle für abmahnungen. mir gehts hier nicht um die professionellen text- und bilderdiebe, denen gehört ruhig mal auf die hand geschlagen, mir gehts um die vielen kleinen hobby-webmaster und blogger, die das ganze ohne besonderes kommerzielles interesse betreiben. da passen die relationen nicht. die meisten von denen bekommen nicht mal ihren webspace refinanziert, geschweige denn andere aufwände.

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  4. Ne, sorry. Das Recht auf Meinung impliziert die Pflicht zu denken. Und wenn ich meiner Meinung über ein Blog oder ein ähnliches Forum Ausdruck verleihen will, dann habe ich auch die Pflicht nachzudenken und mich ggf. vorab schlau zu machen.

    Machst du das nicht, hat das was von Kirmesboxen.
    Als Amateur, oder nicht mal das, mit Profis in den Ring steigen wollen und anschießend jammern, dass man sich ein Veilchen geholt hat.

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  5. @André Daub: Und mach mir meine Welt, so wie sie mir gefällt?
    Heinz Erhardts Sinn spielt hier überhaupt keine Rolle. De facto hat er oder haben seine Erben, die Rechte an seinem Werk gesamt oder in Teilen diesem oder irgendeinem Verlag verkauft, verschenkt, verdummt… was auch immer. Der Verlag hat, schon weil von nichts nichts kommt, damit eine Leistung erbracht, die es zu respektieren gilt.

    Und was das Zitieren von fremde Texten angeht: Es gibt hier ziemlich klare Regeln, die man sich vorab einer Publikation auch mal anschauen kann.

    Alles andere ist, wie bereits angeführt, Kirmesboxen.

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  6. Ich kann Frank zwar gut verstehen, denn meine Erfahrungen mit Contentdieben ist auch nicht gerade als positiv zu bezeichnen. Es ist schon recht dreist was man sich so alles bieten lassen muss. Bei diesem Fall aber sieht es so aus, als ob der Verlag nur mal schnelles Geld machen wollte. Hier hatte keiner der Webmaster Texte von Heinz Erhard geklaut und als eigene Leistung ausgegeben.

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  7. ich hatte aus nicht gewerblichen interesse ein erhadt-gedichtsauszug auf meiner seite..(mit der angabe des verfassers!, als zitat hervorgehoben)..weil ich dachte, mit deutschem kulturgut macht man sich nicht strafbar…. doch dank ksp hamburg und lappan nun doch…. und zurückrudern tut von denen keiner!

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