Endlich mal die Chance den im Domainnamen verankerten SOS-Ruf auszuüben: „Das Leistungsschutzrecht bedroht unser aller Internet.“ Eines vorneweg, es ist erschreckend, dass Dinge wie das Leistungsschutzrecht überhaupt zu einer Bedrohung für unser Internetz werden können. Die bösen Verleger und Verlage wollen den braven Suchmaschinen in die Tasche packen und ihnen einen Teil ihrer Einnahmen abzwacken. Kein Wunder also, dass Google zusammen mit uns das Internet retten möchte vor dem Zugriff der Content-Zecken Verlage.
Am leichtesten versteht man den dahinterliegenden Widersinn, wenn man sich mal die folgenden Analogien von Mario Sixtus / D-64 vor Augen hält:
Mit der gleichen Logik könnte ein Restaurantbesitzer von Taxifahrern Geld verlangen, die ihm Gäste bringen, ein Konzertveranstalter von den öffentlichen Verkehrsbetrieben und ein Schlüsseldienst von den „Gelben Seiten“.
Besonders das Beispiel mit den Gelben Seiten entbehrt nicht einer gewissen Komik, immerhin gibt es den Dienst mittlerweile auch im Internet und werden auch dort Content Schnipsel als Basis für eine Verlinkung zur Zielseite genommen. Und warum die journalistischen Ergüsse der Verlage jetzt eine so viel bessere Grundlage für Content Schnipsel seien sollen als die von normalen Menschen und Bloggern oder gar Fachleuten verfassten Texte und Dokumente, das mag sich mir nicht erschließen.
Wenn ich jetzt in meiner Zeitung ein Inserat veröffentliche, bekomme ich dann für meinen Content demnächst Geld zurück, anstatt welches zu bezahlen, schließlich macht mein Inserat die Zeitung für die Leser interessanter und damit auch kaufenswerter. Und dabei dürfen die sogar meinen kompletten Text ablichten. Eventuell kippen die mein Inserat sogar noch im Internet aus und jubeln es dort auch Suchmaschinen wie Google unter. Von wem kann ich denn jetzt mein Leistungsschutzrecht einfordern. Vom Verlag, der auf diese Art ein paar mehr Besucher auf seine Seiten lockt oder von Google, die sich mit ihrer Werbung an meinem geschnipselten Inserat bereichern?
Wenn Google jetzt alle unwilligen Verlage aus den News rauskegeln würde, dann würden sicher noch ein paar, eventuell auch kleinere Zeitungen und Verlage bereit sein, weiterhin Inhalte an den Suchmaschinengiganten zu liefern. Insofern wäre der Verlust aus Googles und des Lesers Sicht zu verkraften. Und im Extremfall macht Google seinen eigenen Verlag auf und produziert die Nachrichten selber. Genügend arbeitslos gewordene Journalisten dürften sich dann finden lassen. Wäre ich Google, dann würde ich die Inhalte auch noch in Druck geben, das würde den Druck auf die Verlage sicher noch mal deutlich erhöhen ;-)
So sehr ich an dieser Stelle Googles Position verteidige, weil die Umsetzung eines solchen viel zu kurz gedachten Leistungsschutzrechtes zu einem Rohrkrepierer für uns alle werden dürfte – für uns Internetnutzer, für Contentproduzenten wie Blogger&Co, für die Suchmaschinen und sicher auch für die Zeitungen und Verlage selber – so bedenklich empfinde ich die zunehmende Macht und Kommerzialisierung der Suchtmaschine Google. Denn Google sammelt nicht nur die Inhalte des Internets und stellt sie uns zur Verfügung, Google filtert sie, Google zensiert sie und Google kassiert dafür, wenn auch nur indirekt durch Werbung. Und Google profiliert uns. So viel Macht in der Hand eines Unternehmens macht mir Angst.
Little Sister Google – die kleine Schwester von Big Brother heisst Google und wohnt in Mountain View.
Das mit den Google-News ist ja kein gänzlich neues Problem. Ich arbeite seit Jahren als Redaktor für die Swisscom und schreibe auch täglich aktuelle Artikel und Meldungen. Habe mich selber einmal schlau gemacht, warum wir nicht unter News gelistet werden dürfen, worauf Google freundlich mitgeteilt hat, dass dies nicht unsere Kernaufgabe sei. Naja.
Klasse Artikel Gerald!
Und deine Schlußworte sollten jedem zu denken geben! Denn was Google in den letzten Jahren gemacht hat, wird immer mehr zu Monopolisierung eines Unternehmens. Bestes Beispiel finde ich ist die Hotellerie: durch die Einführung des Google Hotel Finders möchte Google nun auch von dieser Branche kräftig Geld abgreifen. wer bei Google gut platziert sein möchter innerhalb des eigenen Hotel-Such-Tools, der muss eine API zur eigenen Buchungsmaschine erstellen und schön Provision an Google zahlen für jeden Gast. Ich bin echt gespannt wann Google die nächste Industrie angreifen und von sich selbst abhängig machen möchte!
erstaunlich das hier so wenig diskutiert wurde – ich fand das spannend und war verwundert über die Zurückhaltung. May be ein wenig zu früh – das Thema kam dann erst 2013 deutlicher auf den Plan denk ich.